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16.02.2014 - 24. Mitja ½ Marathon Barcelona - Immer eine (Lauf)Reise wert

Nun also Barcelona. Ursprünglich hatte ich geplant, mit dieser (Lauf)Reise den kalten Wintertemperaturen in Halle entgehen zu können. Das dieses Unterfangen im derzeitigem "Winter" nicht notwendig ist, konnte ja nun wirklich keiner ahnen. Naja, zumindest fuhr ich nicht zur Abkühlung in die katalanische Metropole.

Barcelona empfing den Billigflieger aus Berlin mit Sonnenschein und 19°C. Da hieß es Jacke aus und Sonne rein. Und sogleich umgarnte mich der südeuropäische Duft von mediterraner Küche. In dieses Geruchserlebnis stimmte sich nahe der Unterkunft ein weiteres, mir aus Amsterdam bekanntes Aroma, ein. Die Stadt an sich ist quirlig, jung, offen und wartet mit allerlei Sehenswertem auf. Und hier sind nicht nur die Damen gemeint! Recht schick ist da gleich das gewählte Hostel. Im mondänen Stil, aber sauber und hochwertig, bot es mir von Anfang an Wohlfühlatmosphäre. Auch die zentrale Lage und das freundliche Personal gefielen. Nach kurzer Siesta verband ich die Einlaufarbeit mit der Abholung der Startunterlagen. Dort sollte es auch die obligatorische Marathonmesse geben. Diese bestand jedoch nur aus drei Ständen und wurde von Läufer/innen auch nicht gerade überrannt. Im Zeitalter des Internethandels scheint eine solche Messe wohl bald der Vergangenheit anzugehören. Ich fragte mich dennoch, wann denn die übrigen 14.000 Halbmarathonis ihre Startnummer und das Funktionsshirt abholen. Vielleicht ist es auch einfach nur Professionalität und die Vermeidung unnötiger Körner für den Wettkampf, denn ich staunte nicht schlecht, als ich mich mit einer Zielzeitangabe von 1:21h mal eben in der zweiten Reihe wiederfand und man auch Pacemaker für recht anspruchsvolle Zielzeiten (1:15, 1:20, 1:25, 1:30, 1:40 und 1:50h) stellte. Ja, hier schienen die Trauben noch etwas höher zu hängen. Auf dem Rückweg hatte ich dann noch ein Erlebnis der besonderen Art. So las ich doch tatsächlich eine Mietwohnungsofferte (60qm) von 2.650 EUR/Monat. Ich sah kurzzeitig meinen, glücklicherweise regelmäßigen, monatlichen Gehaltseingang vorm geistigen Auge und... naja, lassen wir das mal lieber! Am Abend noch ein wenig durch die La Rambla geschlendert, gegessen und die Beine hochgelegt.

Am nächsten Morgen erwachte ich, dank Verkehrslärm tausender Motoroller, etwas unausruht aber recht motiviert. Gestärkt und bereits ins kurze Laufdress "gehüllt", lief ich mich bei 12°C Richtung Startareal ein. Dort bestätigte sich erneut das Bild der "hohen Trauben", denn der Startblock der bis 1:20h-Läufer/innen war gut gefüllt (ohne Elite!). Ansonsten war alles wie immer, selbst der typische "Vorstartgeruch" scheint auf der ganzen Welt gleich zu sein. 8:45 Uhr dann der Start. Diesmal hatte ich mir vorgenommen, mir das Rennen in 5km-Abschnitte zu zerlegen. Die ersten absolvierte ich sogleich in 19:03min, die zweiten in 19:09min. Kurz nach der 10km-Marke hörte ich eine größere Laufgruppe sich mir nähern und siehe da, gleich drei Herren überholten mich mit einer kleinen Beachflag und der Aufschrift "1:20". Knapp 3 km konnte ich diesen noch folgen, dann war der Drops gelutscht. Mehr schlecht als recht hatte ich dann den dritten 5er in 19:48min hinter mich gebracht.

Nun galt es nur noch die Geschichte nach Hause zu laufen. Selbst Blicke auf den Strand von Barca konnten in mir keine Kräfte mehr wecken. Auch sonst war für mich die wellige, aber tolle Weltrekordstrecke mit zahlreichen Stimmungsnestern nicht wirklich zu genießen. Beim gefühlt 10km langen letzten 5km-Abschnitt konnte ich dann lediglich noch 20:51min meiner Uhr entlocken. Und da der Rechner auf meinem Hals auch keine vernünftige Zielzeit mehr ermitteln konnte, war ich letztlich doch noch versöhnlich gestimmt, als die Uhr schließlich nach 1:23:18h stoppte. Um 10:30 Uhr stand ich dann bereits wieder im Hostel unter der Dusche und ließ den Tag mit Hafenspaziergang und dem Besuch Europas größtem Aquariums ausklingen.

Am Tag darauf galt es noch etwas Zeit bis zum Rückflug zu überbrücken. Das fällt in dieser Stadt mehr als leicht. Sämtliche Sehenswürdigkeiten kann man gut per Metro erreichen und, wenn man das nötige Kleingeld hat, sogar ganz nah besichtigen. So wählten ich im Vorfeld einige persönliche Favoriten aus und stellte mich nicht an jede Schlange mit Eintrittskartenverkauf an. Schließlich besuchte ich den künstlerisch anmutenden Park Güell, die "ewige" Baustelle Sagrada Familia, den Arc de Triomf und bestieg abschließend noch die Kolumbussäule. Darüber hinaus amüsierte ich mich über die zahlreichen “lebendenen Statuen”, die mehr als nur mich verblüffen konnten.

Und so ging auch diese schöne Laufreise langsam zu Ende. Auf dem Rückflug plante ich bereits die nächste Station meiner “Europalauftour” (noch geheim ;-) und machte mir ein paar Gedanken, wie ich trainingstechnisch bis zum Berliner Halbmarathon noch etwas an Kraftausdauer gewinnen könnte. Da hat Eik sicherlich noch ein paar Tipps für mich.  

Text/Bild: Thomas Probst