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07.05.2017 - Goitzsche Marathon - Der zweite Versuch zur Bestzeit

Bereits wenige Minuten nach dem Zieleinlauf beim Berlin – Halbmarathon brachte Ines den Vorschlag in Umlauf, es in drei Wochen einfach noch einmal beim Goitzsche-Marathon auf der Halbdistanz zu versuchen. In diesem Moment dachte ich jedoch eher an einen Hobby – Wechsel als schon wieder an einen neuen Wettkampf. Aber nachdem ich meinen Virus, der mich offensichtlich auch schon in Berlin geschwächt und von meiner Bestzeit abgehalten hat, überstanden hatte, reifte diese Idee mehr und mehr. Der Trainingseinstieg verlief absolut problemlos und alle Einheiten in den folgenden 14 Tagen ließen durchaus weiterhin eine Bestform vermuten. Unseren letzten langen Lauf mit Endbeschleunigung absolvierten wir dann auch direkt an der Goitzsche, um einfach schon mal die Strecke zu checken. Der starke Gegenwind schmälerte unsere Euphorie an einer Teilnahme. Die nächsten Tage wurden dann erneut Wetterberichte von oben nach unten und von rechts nach links analysiert und alternative Strecken und Wettkämpfe durchdacht. Einen Tag vorher trafen wir letztendlich die Entscheidung für eine Teilnahme am Goitzsche-Marathon. Ines stellte sich als meine Pacemakerin zur Verfügung und wir legten uns eine Strategie zurecht. Klaus, Matthias und Thomas hatten es uns am Samstag beim Eislebener Frühlingslauf bereits vorgemacht, wie man Bestzeiten erläuft – die drei nahmen wir uns also als Vorbild.

Total aufgeregt – wie immer eigentlich – trafen Ines und ich uns schließlich Sonntag früh bei schönstem Laufwetter an der Goitzsche. Als wir das Meldezelt erreichten, starteten gerade die 10km Läufer/innen und die Kinder auf die Zehntel – Marathonstrecke. Die Nachmeldung war schnell erledigt und beim Schlendern über das Veranstaltungsgelände trafen wir auf viele bekannte Gesichter. Z.B. Thomas, der heute mit Fotoapparat bewaffnet seine Frau (10km) und seinen Sohn (Zehntelmarathon) begleitete. Aber auch auf den Jan, der wie wir die Halbmarathonstrecke unter die Füße nehmen wollte. Gemütlich schlenderten wir zum Shuttlebus, der uns dann zum wenige Kilometer entfernt liegenden Start brachte. Hier hatten wir noch genügend Zeit für die letzten Vorbereitungen, Einlaufarbeit und lockere Schwätzchen über den Ausgang des heutigen Rennens. Das Teilnehmerfeld war überschaubar, so dass wir uns ganz mutig in die erste Reihe stellten. Pünktlich 10:30 Uhr gab der Bitterfelder Bürgermeister den Startschuss und los ging´s.

Und das zunächst auch ganz schön schnell. Wir mussten uns zunächst ganz schön bremsen und es aushalten, überholt zu werden – aber wir wollten versuchen, unsere Strategie soweit wie möglich auch umzusetzen. Wir kamen letztendlich sehr gut uns Rennen – wir spulten Kilometer um Kilometer ab und Ines war nach knapp 10 Kilometern schon ganz euphorisch, dass es diesmal klappen würde. Bei Kilometer 11/12 erreichten wir den letzten fiesen Anstieg auf dem Rundkurs. Oben angekommen konnten wir uns noch einmal an der Getränkestation stärken und los ging es auf den letzten Teilabschnitt. Hier hieß es langsam Tempo aufnehmen und ab Kilometer 15 dann Endbeschleunigung – alles was irgendwie noch geht. Womit wir an dieser Stelle nicht gerechnet hätten – Gegenwind! Plötzlich und unerwartet war er da und raubte mir persönlich unheimlich viel Kraft beim Tempoaufbau bis Kilometer 15. Mit Ines Hilfe gelang es auch irgendwie. Der Zeitpunkt für die Endbeschleunigung war gekommen. Ines gab in Sachen Motivation alles – leider war die Luft bei mir komplett raus. Der Gegenwind hatte nicht nachgelassen – die Strecke machte heute noch einmal einen für uns bisher unbekannten Schlenker durch unwegsames Gelände – ich war nur noch genervt. Ines ließ jedoch nicht locker – sie schimpfte wie ein Rohrspatz und ließ keinerlei Ausreden gelten. Unentwegt trieb sie mich an und motivierte mich, jetzt nicht aufzugeben. Bei Kilometer 19 wartete noch einmal eine Getränkestation – schnell noch einmal auftanken und Kopf abkühlen, um die letzten 2 Kilometer zu überstehen. Endlich war der Hafen in Sichtweite – ich wollte keinen Schritt mehr gehen – die Zeit war mir völlig Wurst – aber auch das wollte Ines nicht akzeptieren. Sie gab noch einmal alles in punkto Motivation. Lautstark gab sie mir immer wieder die Zeit durch und feuerte mich an, dass eine neue Bestzeit immer noch drin ist. Und dann war es doch noch einmal da – ein Körnchen letzte Energie, das für einen Endspurt auf der Zielgeraden und letztendlich zwar nicht zur geplanten aber dennoch neuen Bestzeit führte. Nach 1:51:01h überquerten wir gemeinsam die Ziellinie – ich vollkommen erschöpft, aber froh und vor allem dankbar – ohne Ines hätte ich das so am Ende nicht geschafft. Nach ein paar Minuten sah ich auch wieder wie ein Mensch aus und wir registrierten beim Urkundenausdruck hoch erfreut, dass Ines und ich - und übrigens auch der Jan -  einen Altersgruppenplatz ergattert hatten. Sowohl die Siegerehrungen als auch die Tombola mit wirklich großartigen und wertvollen Preisen zog sich anschließend zwar noch sehr lange hin – die Wartezeit konnte aber mit zahlreichem und vor allem leckeren Kuchen und Kaffee gut überbrückt werden.

Alles in allem handelt es sich jedenfalls beim Goitzsche-Marathon um einen gut organisierten und schönen Landschaftslauf, der mit 10km, Zehntelmarathon, Halbmarathon, Marathon und Marathonstaffel eigentlich für jeden eine passende Strecke bereit hält und im Anschluss zum Verweilen, genießen, Eis essen, spazieren gehen, Kaffee trinken, Boot fahren und vielem mehr einlädt.

Text: Sabine Eckel
Bild: Manuela Wienck