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12./13.08.2017 - Der Mauerweglauf - 100 Meilen oder 162 km Laufen auf den Spuren deutscher Geschichte

Allgemeines:

Es gibt wohl kaum einen anderen Ultramarathon mit so engem Bezug zur jüngeren deutschen Geschichte. Gelaufen wird entlang der früheren Grenze, 100 Meilen rund um das westliche Berlin. Wo früher eine Mauer stand, sind jetzt Hunderte Läuferinnen und Läufer aus aller Welt unterwegs. Ein sportliches Zeichen der Erinnerung an die Teilung Berlins und ihre Opfer zwischen 1961 und 1989.

Die Finisher-Medaille trägt in jedem Jahr das Konterfei eines Menschen, der bei dem Versuch, Stacheldraht und Beton zu überwinden, ums Leben kam. In diesem Jahr wurde an Dorit Schmiel erinnert.

Start und Ziel der 100MeilenBerlin befinden sich im Jahn-Sportpark im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Entlang der komplett markierten Strecke sind insgesamt 27 Verpflegungspunkte (VPs) in Abständen von 5 bis 8 Kilometern eingerichtet.

Vorbereitung

Angemeldet für diese Rennen habe ich mich am 09.11.2016. Nach erfolgreicher Bestätigung begann die planerische Vorbereitung. Diese umfasste nicht nur die Trainings – und WK –Planung, sondern auch die Abstimmung innerhalb der Familie bis hin zur Urlaubsplanung. Am 01.01.2017 begann die Trainingsvorbereitung mit Phase 1. Grundlage hierfür war ein normaler Marathonplan mit einer Zielzeit von 3:20. Nach der anschließenden Regenerationszeit (2. Phase) schloss sich die spezielle WK-Vorbereitung (3. Phase) in Form eines Ultratrainingsplanes an.

Besonders in Phase 3 lag der Focus auf  langen und ruhigen Dauerläufen im Fettstoffwechsel-bereich, um den Körper an die Dauerbelastung zu gewöhnen. Dabei wurde das Wochenpensum stufenförmig von 110km auf 160km pro Woche angehoben, unterbrochen von Regenerationswochen. Die Monatslaufleistung lag in der Spitze bei 500km. Speziell wurden sogenannte Doppeldecker gelaufen wie zum Bsp. 40km am Sa und 50km am So. Bei diesen Läufen wurde die Ausrüstung wie Schuhe, Laufsocken, Hose, Shirt, Trinkrucksack getestet. Gleichzeitig probierte ich aus was mein Körper besonders gut verstoffwechseln konnte. Favoriten dabei gesalzene Kartoffeln, Geflügel- und Gemüsebrühe, sowie Malzbier und natürlich zahlreiche Gel’s der Marke Sponsor und Ultra Sports.

In beiden Trainingsabschnitte wurden entsprechend des aktuellen Trainingszustandes Wettkämpfe absolviert. So bin ich gestartet u.a. bei:

04.03. 50km Ultra-MA Marburg 1. Platz in der  AK M 50
26.03. HM-WK in Grimma 3. Platz in der  AK M 50
08.04. 8. SAALETAL-MA 6. Platz Gesamt, 1. Platz AK M 50, 650 HHM
29.04. 51km Harzquerung 22. Platz Gesamt, 6. Platz AK M 50, 1307 HHM
09.06 Brüder Grimmlauf (81km, Etappenlauf) 9.Platz in der AK M50

Höhepunkt der Vorbereitung war der Trainingsdoppeldecker am 16./17.06. mit 130km (1800 HHM) an 2 Tagen in der Nähe von Fulda. Nach Beendigung dieser sehr harten zwei Läufe, wusste ich, dass ich die 100 Meilen laufen kann. Letzter Test beim Cornwall-MA (1173 HHM) in England am 18.07.2017.
Insgesamt wurden 31 Läufe über 35km und mehr in den Trainingsphasen 1 und 3 absolviert.
Die Gesamtlaufleistung in der Vorbereitung lag bei 3500km.

Das Rennen

Nun war er da - der Tag der Tage. 03:00 Uhr klingelte der Wecker, um 04:00 Uhr Transfer vom Hotel zum Jahnsportpark. Gemeinsames Frühstück mit vielen anderen Läufern vor Ort.  Tolle Stimmung so früh am Morgen. Der Startschuss fiel pünktlich um 06:00 Uhr bei regnerischem Wetter und knapp 400 Läufer setzten sich in Bewegung.

Dieser teilweise heftige Regen sollte uns bis Km 70 begleiten. Erst dann wurde es trocken.

Wie geht man so ein Rennen an?

Der Plan war keinen km unter 6min zu laufen. Langsames heranlaufen an die Verpflegungspunkte, ruhige Nahrungsaufnahme und anschließend noch 100m gehen. Regelmäßige Flüssigkeitszufuhr von nicht mehr als 0,8L/h mit ausreichend Mineralien (Salz). Ab km 18 begann ich mich zusätzlich mit Gel’s zu versorgen. Ca. alle 5km ein ½ Gel der Marke Sponsor (vorteilhaft mit Schraubverschluss). Ab km 100 habe ich erst angefangen zusätzlich Cola zu trinken. Sehr gut während des Rennen waren Gemüse und Geflügelbrühe, sowie mit zunehmender Dauer Malzbier.

Besonders hilfreich, meine Fahrradbegleitung Gerald, der alles am Mann/Fahrrad hatte was ich glaubte zu benötigen und der während des ganzen Rennens meine moralische Unterstützung blieb.

Ich bin gut in das Rennen gestartet und hatte schnell meinen Rhythmus gefunden. Gar nicht so einfach weil das Rennen im öffentlichen Raum stattfand und die StVO gilt. Das heißt Ampel rot – Stopp, sonst drohte die sofortige Disqualifikation. Wettkamprichter haben dies an verschiedenen Stellen kontrolliert. Nach km 15 hatten wir die City verlassen und es ging im Grünen dem ersten Dropbackpunkt in Hennigsdorf entgegen. Kaum etwas erinnerte noch an diese schreckliche Mauer. – unheimlich viel Grün!

Es gibt 3 Dropbackpunkte auf der Strecke. Hier kann der Läufer in Form eines Beutels jeweils entsprechende Sachen deponieren. Freundliche Helfer geben einen den Beutel an Hand der Startnummer, wenn dieser benötigt wird. Gleichzeitig dienen diese Punkte als Cut-off.

VP 6 / Wechselpunkt 1 Ruderclub Oberhavel (km 34)
Cut off Einzel: 11:45 Uhr,
Team Ruderclub Oberhavel

VP 12 / Wechselpunkt 2 Schloss Sacrow (km 71)
Cut off Einzel : 19:30 Uhr,
Team Simple & Fun

VP 17 / Wechselpunkt 3 Sportplatz Teltow (km 103)
Cut off Einzel: 00:30 Uhr, Cut off Staffel: 00:00 Uhr,
Team der Stadt Teltow

Ich fühle mich gut und die Km flogen nur so dahin. Bei km 60 am Streckenrand meine Tante und mein Onkel die mich anfeuerten. Kurzer Stopp und ein kleiner Smalltalk. Dann ging es weiter. Der spektakulärste VP folge:

Jeder Läufer wurde hier namentlich und mit Handschlag begrüßt. Ein phantastisches Angebot an Speisen und Getränke tat sich auf. Ich wiederstand den Verlockungen und blieb bei dem was ich im Training getestet hatte.

Wir passierten den VP 12 und nährten uns unaufhaltsam der 100km Marke. Spektakulär das Überlaufen der Glienicker Brücke und quer durch das Villenviertel in Potsdam.
Die Durchlaufzeit bei 100km unter 11h! Es lief sehr gut, doch das sollte sich noch ändern! Bei VP 17 nächster Motivationsschub durch meine Frau und meine Eltern. Hier legte ich eine Pause ein um Shirt und Socken zu wechseln, sowie mich kurz zu waschen und ausreichend zu verpflegen. Ganz wichtig jetzt die Übernahme der Nachtausrüstung mit Warnweste und Leuchte für mich und meine Fahrradbegleitung.

Viele erfahrene Ultras berichten von einem völlig neuen Rennen ab der 100km Marke. So langsam kamen auch bei mir die ersten Anzeichen der stundenlangen Belastung und mein rechter Hüftbeuger begann zu schmerzen. Gleichzeitig wollte der Körper nicht mehr so viel Energie aufnehmen. Spätestens ab hier war dann die Zuführung von Cola notwendig geworden. Mental war ich voll da und orientierte mich jetzt immer an den Hinweisschildern bei den VP’s:

Besonders wichtig in dieser Phase des Rennens die Entfernung zum nächsten VP. So lief ich von VP zu VP weiter bis VP 22 U-Bahnhof Rudow (km 131).  Dort ging es mir richtig schlecht. Die Hüfte schmerzte und energetisch war ich ziemlich hinüber. Gleichzeitig fing es wieder an zu nieseln. Kurz durchzuckte mich der Gedanke „Ab ins warme Auto und Heim ins Hotel“. Krisen kommen und Krisen gehen. Also nichts da, ich habe nicht so viel trainiert um jetzt 30km vor dem Ziel die Segel zu streichen. Es war noch so viel Zeit auf der Uhr. Kurze Absprache mit meiner Fahrradbegleitung und mit meinem Motivationsteam und dann ging es im Wechsel gehend und laufend durch die hereinbrechende Nacht vorbei an der East Side Galerie, Brandenburger Tor und Bundestag dem Ziel entgegen.

Unglaublich und sehr emotional der Zieleinlauf im Jahnsportpark mit meiner Frau und meinem Freund Gerald. Diesen Moment beim Überqueren der Ziellinie werde ich nicht mehr vergessen. Was ich hier über mich und meinen Körper erfahren durfte in der Gemeinsamkeit mit meinem Unterstützerteam sind sehr wertvolle Erkenntnisse. Nur so viel:

Gib dich niemals auf! 

Diese toll organisierte Veranstaltung fand ihren Abschluss in einer einzigartigen Siegerehrung. Jeder einzelne Läufer der es innerhalb der 30h-Marke geschafft hatte, wurde auf die Bühne gerufen und persönlich geehrt. Alle Finisher und Angehörigen blieben bis zum Ende und zollten mit Ihrem Applaus jeden Läufer Respekt.

Siegerehrung

PS: Ich lief die 100 Meilen in 21:11:24h und belegte in der Gesamtwertung den 72. Platz.

Text/Bild. Henrik Kloss