25.06.2013 - Tag 18 - Jokkmokk-Polarkreis

Der POLARKREIS, eigentlich ja der Inbegriff des Kalten, des hohen Norden. Und wir erreichen ihn bei Sonnenschein, vierundzwanzig Grad, wenig Wind und kaum Mücken. Leute, Leute, was issen nur mit’m Wetter, mit Dingen auf die man sich verlassen möchte, mit Vorurteilen? Nix. Habe gerade mit Andrè telefoniert. Halle, ungefähr 2200 km südlicher, Regen und kalt. Aber nun will ich mal lieber aufhören über’s Wetter zu reden, bin ja schließlich kein Brite.

Ganz sicher gibt es eindrucksvollere Darstellungen, die wichtige geografische Meilensteine markieren als die des Polarkreises. Trotzdem übt sie eine gewisse Anziehungskraft auf einen aus, weil sie nun einmal einen Fakt beschreibt. Denn, sind wir doch mal ehrlich, in Orten wie Wolmirstedt oder Braunsbedra wäre der Hinweis „Achtung, hier Polarkreis“ nicht von Interesse. Weil er eben faktisch falsch wäre. Auch wenn der Hinweis aus purem Gold und noch so geschmackvoll gestaltet ist. Also, insofern könnte hier kurz vor Jokkmokk auch nur ein schlichter Stein im Gras liegen und wir wären trotzdem total fasziniert. Punkt.

Unsere größte (!) Herausforderung hatten wir heute 2 Minuten vor Ende der Etappe zu bestehen. Es nahte ein Gewitter und Steffen, der alte Hasenfuß meinte, dass er nur wenig Lust hätte vom Blitz getroffen zu werden. Vielleicht hätte das unserem Projekt aber die Spannung zurückgegeben, die es durch 1200 km bereits verloren hat? Nun gut, ehrlich gesagt war ich auch nicht darauf aus den Spannungsprüfer zu spielen und so legten wir einen Schritt zu. Doch dann öffnete sich der Himmel und innerhalb von Sekunden stand uns das Wasser in Socken und Schuhen. Als wir im Auto saßen machten wir ganz schöne Pfützen unter uns, aber wie das hier so ist, schien sehr bald wieder die Sonne. Blessuren gab es weiter keine, klammert man Steffens leicht verdrehtes Knie aus, welches er sich beim Besichtigen einer schönen Felsformation zuzog – nach der Etappe versteht sich. Also, Schuster bleib bei deinen Leisten, geh Laufen und hör auf mit dem Sightseeing. Und was mein Rennsteigaua betrifft, ließ es sich mit der Entscheidung sich zum Guten oder noch Schlechteren zu wandeln erst mal Zeit. Die Partie ging remis aus.

Zum Königlich-Schwedischen Laufzentrum

Zum Königlich-Schwedischen Laufzentrum

Morgen passieren wir das schöne Städtchen Jokkmokk (Dalvvadis) und streben nach Porjus (Barjas). Seit einiger Zeit tragen die Orte auch noch einen zweiten Namen, eventuell in der Stammessprache einer der beiden Volksgruppen, der Lappen oder Sami. Aber ich werde das sicher noch checken. So, schmücke mich jetzt wie beim Langstreckenflug mit meiner Augenklappe, denn dunkel wird es des Nachts ab sofort nicht mehr, und hüpfe dann ins Bett. Spüre schon gewisse Entzugserscheinung was meine Ernährung mit Frischfisch betrifft. Schaun mer mal was sich da morgen machen lässt.

Achtzehnzwölf! Euer Holgerson.