06.07.2013 - Tag 29 - Nordkap Insel Mageroya

Neunundzwanzigeins. Und danach – is Ritze, oder wie Steffen nicht jugendfrei formuliert - Sa…, aber das gehört hier nicht her. Hier her gehören zweifelsfrei die heute auch wieder zahlreichen Rentiere, die sowas von die Ruhe weg haben. Dennoch versuchte ich kurz vor Schluss der Etappe eins von ihnen aus der Reserve zu locken indem ich meine Arme zum Geweih formte und auf es zuging. Interessant dabei, sobald es mich sah, und Rentiere sehen im Allgemeinen wirklich gut, brachte es Spannung in seinen Körper und als ich noch ein wenig näher komme stellt es die Hinterhaxen weit auseinander, ganz genau wie Ronaldo vorm Freistoß. Was folgt ist ein kurzes Getrappel auf der Stelle und dann entfernt es sich. Ich gestehe mir meine Niederlage ein und sehe zu, dass wir die Kilometer zu Ende bringen. Zur Belohnung fanden wir dann auch einen klaren Gebirgsbach, in dem wir uns waschen konnten. Zuerst beabsichtigte ich mich mit dem schönen kühlen Nass zu übergießen, da ich natürlich voller Salz bin und eine Abkühlung Not tut, nachdem ich mir aber das Gesicht gewaschen habe verwerfe ich meinen Plan. Wahrscheinlich lag das Wasser am Vormittag noch als Schnee am Berg oben rum und jetzt will es mich erkälten.

Dörrfisch aus Dorsch

Dörrfisch aus Dorsch

Unsere Knochen werden nicht besser! Zwei Mal mussten wir unterwegs kurze Dehneinheiten einlegen, da Steffens Oberschenkelbeuger, ihr erinnert euch sicher an das Wachtelei, weiterhin rumzickt. Jetzt liegt er im Bett und Steffen auch und wir hoffen sehr, dass wir das morgen noch über die Runden bringen. Wir haben noch ungefähr 42 Kilometer, die könnte man zur Not auch mit hochgebundenem Bein bewältigen, aber es hätte schon mehr Stil aufrecht das Nordkap zu erreichen.

Xavi und der Fjord

Xavi und der Fjord

Für unsere letzte Nacht vor dem Ziel haben wir noch einmal eine großartige Stelle am Fjord gefunden. Die Sonne lacht und Steffen und ich sind nach dem Essen noch mal einen Berg raufgehumpelt von dem man einen fantastischen Rundblick hat. Türkisfarbenes Wasser, Berge diesseits und jenseits des Fjordes, rote Norwegerhütten, Möwen auch hier, liebe Ingrid und eine Luft zum Reinbeißen. Und jetzt ist wohl auch der Zeitpunkt gekommen, die Karten auf den Tisch zu legen. Sehr geehrte Frau Kölzner, vielen Dank, dass sie dieses Projekt möglich gemacht haben. Alles hat so toll geklappt, wir sind weit gekommen…und würden gern noch weiter gehen. Herr Klitschka und ich haben uns entscheiden, wenn wir schon so weit gekommen sind, dass wir bis zum Nordpol durchstarten. Hiermit reiche ich also den Urlaub für die nächsten zwei Jahre ein. Den Urlaubsschein bekommen sie bei meiner Rückkehr im April 2014.

Euer Holger