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08.09.2019 – Tallin-Marathon - Reisebericht von Waltraud und Lutz Gebauer

Das Baltikum zu besuchen war schon lange unser Wunsch. Eine Laufveranstaltung sollte auch dabei sein und so haben wir über den Laufreisenveranstalter „laufreisen.de“ vom 06.09. – 12.09.2019 an einer Rundreise durch Estland und am Tallinn Marathon teilgenommen. Dabei ist das Land schnell und völlig problemlos mit dem Flugzeug über Berlin-Tegel zu erreichen.

Die Hauptstadt Estlands deren Altstadt zum Weltkulturerbe gehört, bietet sich geradezu an für eine Laufveranstaltung. Eine flache Streckenführung durch die Stadt (aber nicht über Altstadtpflasterung), durch viel Küstenwald und über gute Laufwege am Strand entlang, bei im September noch milden Ostseeklima, bieten ideale Bedingungen insbesondere für gute Zeiten.

Waltrauds Start über 10 km unter über 10.000 Teilnehmern war mit einer Zeit von 1.03 h gut gelungen. Die Freude nach einer Verletzung doch wieder mithalten zu können, war bei ihr sehr groß.

Ich absolvierte die Marathonstrecke in 4:45 h. Eine gelungene Vorbereitung auf den kommenden MDM am 13. Oktober 2019. Dort gilt es dann den 111. Marathon zu bestehen.

Die Reise zeigte sehr anschaulich Land und Leute. Estland ist Mitglied der EU und hat als Zahlungsmittel den Euro. Das Land ist sehr IT fortschrittlich mit Umsetzungen und damit verbundenen Erleichterungen die in Deutschland noch eine Weile benötigen. So gibt es für die Esten eine gemeinsame Chipkarte als Ausweis, Krankenkarte, Reisepass, für Behördenbesorgungen, zur Teilnahme an Wahlen, als Ausweis für den Nahverkehr u.a.

Estland hat eine sehr wechselvolle Geschichte und hat nach dem Ende der Sowjetunion konsequent die Chance genutzt, Mitglied der Europäischen Gemeinschaft zu werden. Die Esten haben aber verstanden, dass es eine dauerhafte Zukunft nur gemeinsam mit den rund 40prozentigen russischen Bevölkerungsanteil gibt. Die Esten mögen es nicht spektakulär. Die Städte und das Land bestechen durch ihre naturverbundene, gleichmäßige Schönheit. Pilze sammeln muss dort ein Genuss sein. Wir haben die Maronen, Butterpilze und Steinpilze vom Bus aus im Wald gesehen. So viele gibt es da. Der Bus fährt dabei mit einer für uns Deutsche völlig ungewohnten Geschwindigkeit übers Land. Doch dabei lassen sich völlig entspannt die typischen Volkslieder des Landes anhören. Estland ist eine „Festivalland“.  Aus der ganzen Welt kommen die Menschen. Die Esten sagen, wenn man zuhause an seiner eigenen Toilette anstehen muss, ist wieder Festivalzeit. In Estland sollte es jeder Herrscher tunlichst vermeiden, beim Volk in negativer Erinnerung zu bleiben. Die Esten sagen, Papier kann man verbrennen oder die Festplatte löschen aber ist man erst einmal in einem Volkslied verewigt, überdauert dieses Jahrhunderte.

Städte wie Pärnu oder Tartu haben wir zu unserer Schande noch nie gehört. Die Städte sind in jeder Hinsicht vom Feinsten hergerichtet. Im Ostseebad Pärnu lässt sich ohne Probleme ein kinderfreundlicher Ostseeurlaub machen. Wir haben dabei am Strand in einem Hotel im Bauhausstil übernachtet. Das war Kunst und Kultur pur. Die Universitätsstadt Tartu macht einen derartig jugendlich frischen Eindruck, dass man aus dem Staunen nicht heraus kommt. Die Stadt wird übrigens europäische Kulturhauptstadt im Jahr 2024.

Die Esten feiern stolz und überschwänglich den 100. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit. Über Jahrhunderte haben Deutschbalten, im russischen Zarenreich, das Land beherrscht. Die Leibeigenschaft der Bauern wurde so auch erst vor 100 Jahren abgeschafft. Ein liebenswertes Land mit stolzen und freundlichen Menschen, dessen Besuch sehr zu empfehlen ist.

Text/Bild: Waltraud und Lutz Gebauer